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Klimastrategie
Erfahrungsberichte
2025-05-15  |  Sina Kaye Lockley

Wie die WBG Mieterschutz eG Köln ihre Klimastrategie auf den Weg bringt: Klimaschutz und Sozialverträglichkeit gemeinsam denken

Klimaneutralität und sozialverträglicher Wohnraum – geht das zusammen? Für die Wohnungs- und Baugenossenschaft Mieterschutz eG (WBG Mieterschutz eG) ist klar: Das eine funktioniert nicht ohne das andere. Gemeinsam mit Ampeers Energy hat die Genossenschaft deshalb eine ambitionierte Klimastrategie entwickelt – fundiert, digital und umsetzungsorientiert.

Wer ist die WBG Mieterschutz eG Köln?

Die WBG Mieterschutz eG ist eine der größeren Wohnungsgenossenschaften in Köln und bewirtschaftet über 3.000 Verwaltungseinheiten – davon rund 3.000 Wohnungen – verteilt auf sieben der neun Stadtbezirke. Ihr Ziel: bezahlbaren Wohnraum erhalten und gleichzeitig ihren Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudebestands leisten. Die Altersstruktur des Gebäudebestands reicht dabei von Vorkriegsbauten bis zu modernen Neubauten, wobei ein Großteil auf Nachkriegsbauten entfällt. Lucas Dieper, Nachhaltigkeits- und Projektmanager bei der WBG Mieterschutz eG, ist überzeugt: „Sozialverträglicher Wohnraum und Klimaschutz sind kein Widerspruch. Wir müssen beides gemeinsam denken.“

Der Projektstart: Theorie trifft auf Praxis

Bereits vor dem offiziellen Startschuss zum Thema Klimastrategie in 2024 gab es kleinere gemeinsame Projekte zwischen Ampeers Energy und der WBG Mieterschutz eG. Diese Vorerfahrung und das vorhandene Fachwissen auf beiden Seiten schufen ideale Voraussetzungen für die Erarbeitung der initialen Klimastrategie der WBG Mieterschutz eG in 2024.  

Das Projekt selbst basierte auf zwei tragenden Säulen: Einerseits der intensiven Beratung durch ein interdisziplinäres Expertenteam und andererseits dem Einsatz einer digitalen Plattform zur datenbasierten Analyse und der Konzeptentwicklung. So konnte von Beginn an sichergestellt werden, dass sowohl technische als auch organisatorische Besonderheiten berücksichtigt werden – etwa der hohe Anteil dezentraler Heizsysteme oder die Herausforderungen des Kölner Stadtgebiets (historische Ausgrabungen und Bombenfunde).

Drei Aha-Momente aus dem Projekt

1. Datenerfassung bei dezentralen Heizsystemen:

Etwa 30 % des Wohnungsbestands der WBG Mieterschutz eG wird über Gasetagenheizungen versorgt – Verbrauchsdaten lagen hier oft nicht zentral vor. Die Lösung: ein direkter Aufruf an die Mietenden im Rahmen der Nebenkostenabrechnung, die Verbrauchsdaten bereitzustellen. Mit einer Rücklaufquote von 50–60 % konnte eine solide Datenbasis geschaffen werden, die durch Annahmen ergänzt wurde.

2. Technische Machbarkeit in der Stadt Köln:

Konzepte unter Einsatz einer Sole/Wasser-Wärmepumpe, stoßen in Köln auf besondere Hürden: Römerstadt, Blindgängerfunde und damit verbundene aufwendige Sondierungsbohrungen. Stattdessen wurden Alternativen wie Luft-Wasser-Wärmepumpen intensiv geprüft – immer mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und bauliche Realisierbarkeit.

3. PV-Ausbau und Dachstatik:

Nicht jedes Dach eignet sich für PV-Anlagen – besonders bei nachverdichteten Gebäuden oder Aufstockungen aus den 90er- und 2000er-Jahren. Die Software von Ampeers Energy konnte helfen, wirtschaftlich sinnvolle Einsatzorte zu identifizieren und notwendige statische Prüfungen gezielt vorzubereiten.

So kann es in der Praxis aussehen: Ein Beispielprojekt

In einem Beispielprojekt wurde ein Gebäudeensemble energetisch saniert und mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe ausgestattet. Ein zuvor installierter Gaskessel dient nun als Spitzenlastabdeckung. Der Fenstertausch und die Erneuerung des WDVS erfolgten im Rahmen ohnehin anstehender Instandhaltungsmaßnahmen. Die Umsetzung wurde durch die Verfügbarkeit von Kapazitäten beim Baupartner zusätzlich beschleunigt.

Highlights in der Zusammenarbeit

#1 Datenbasierte Entscheidungen:

Durch die Software von Ampeers Energy konnte die WBG Mieterschutz eG ihren CO₂-Fußabdruck erstmals flächendeckend erfassen und gemeinsam mit dem Projektmanagern  fundierte Maßnahmen ableiten. Abseits vom Status Quo werden die CO2-Eimissionen zusätzlich fortlaufend erfasst und können jederzeit ausgewertet werden.  

#2 Flexibilität und Zukunftsfähigkeit:

Die Klimastrategie ist keine starre Roadmap, sondern ein lebendiges Instrument – mit Resimulationsmöglichkeiten, Priorisierung nach Instandhaltungsbedarf und Berücksichtigung externer Veränderungen wie der kommunalen Wärmeplanung. „Wir haben uns einen Sieben-Schritte-Plan erarbeitet, der in eine Drei- bis Fünfjahresplanung mündet – und der fortlaufend angepasst werden kann. Das ist ein laufender Prozess“, erklärt Herr Dieper.

#3 Transparente Wirtschaftlichkeit:

Alle Maßnahmen werden über 20 Jahre wirtschaftlich durchsimuliert – so lassen sich Investitionsspitzen abfedern und ein realistischer Plan für die Finanzierung kann aufgestellt werden. Herr Dieper führt aus:„Das Schöne an der Software von Ampeers ist, dass man drei Konzepte visualisiert bekommt. Der Endkunde, wie wir als WBG Mieterschutz eG, kann dann entscheiden: Macht es Sinn oder macht es keinen Sinn, dieses Konzept weiter zu prüfen oder eben nicht.“

Der Blick nach vorn

Derzeit arbeitet die WBG Mieterschutz eG an der Fortschreibung der Verbrauchsdaten und der Integration weiterer Maßnahmen. Soforteffekte wie die Umstellung auf Ökostrom und konkrete Entscheidungsvorlagen für Mieterstrommodelle stehen ebenso auf der Agenda wie der Eigenbetrieb von PV-Anlagen.

Für Lucas Dieper ist klar: „Die Strategie steht – aber das war nur der Anfang. Jetzt geht es darum, sie konsequent weiterzudenken und umzusetzen.“

➡️ Lucas Dieper & Tom Listing (Projektbetreuer auf Seiten von AE) sind bei der IMPULS25 näher auf das Projekt eingegangen. Die Aufzeichnung finden Sie hier:  

IMPULS25 Aufzeichnung